In den USA hat sich die Wirtschaft erholt und die Arbeitsmarktdaten überschreiten die Erwartungen. Auch im zweiten Quartal gab es ein stabiles Wachstum. Wenn dies so beibehalten werden kann, stehen am Jahresende vier Prozent auf dem Papier. Gleichzeitig fällt die Arbeitslosenquote auf 6,2 Prozent herab. Zum Vergleich: Europa hat fast eine doppelt so hohe Zahl an nicht beschäftigten Personen. Doch es gibt ein Problem: Der Durchschnittsverdiener in den USA merkt nichts vom Aufschwung!

Nur 0,2% reales Lohnwachstum

Den US-Firmen geht es gut, richtig gut sogar. Sie lassen ihre Angestellten schuften und lassen ihre Aktien steigen. Sie horten damit grosse Geldreserven, nur der typische Mitarbeiter hat nichts davon. Seit der Finanzkrise in 2009, stieg die Produktivität um 6,5 Prozent, aber die Reallöhne nur um 0,2 Prozent. Das sorgt nicht gerade für Motivation in der Belegschaft. Doch leider haben Arbeitnehmer in den Jahren nach einer solchen Krise immer eine schlechte Verhandlungsposition. Dennoch, zwischen 2001 und 2006 gab es ein ähnlich grosses Wachstum und die realen Löhne kletterten dabei um drei Prozent nach oben, so eine Berechnung der Finanzagentur Bloomberg.

Doch der klassische Angestellte scheint sich davon nicht sonderlich berührt. Die USA hat in der Vergangenheit schon immer eine Kluft zwischen Produktivität und Vergütung gelassen. Historisch betrachtet, gab es bis 1980 noch etwa faire Verhältnisse, doch dann stieg die Produktivität um 80 Prozent schlagartig an. Dank neuer Technologien war in derselben Zeit mehr möglich. Der Durchschnittsarbeiter bekommt heute dafür sieben Prozent mehr in die Tasche, als vor 30 Jahren. Bezieht man die Inflationsrate mit ein, liegt das Einkommen sogar hinter dem Standard von 1989.

Mögliche Gründe dafür

In den USA haben die Gewerkschaften nicht so viel Druckmittel wie bspw. in Europa. Der US-Arbeitsmarkt ist zudem sehr flexibel und stellt sich regelmässig um. Ein langanhaltend gleiches Einkommen bzw. ein Job für viele Jahre zählen nicht zur Normalität bei vielen. Hinzu kommt, dass die Amerikaner den Dienstleistungssektor stark erweitern. Daraus folgt ein zunehmender Wettbewerb und unterdurchschnittlich bezahlte Jobs. Eine Studie der New Yorker Zentralbank zeigt, dass es immer mehr schlecht bezahlte Jobs ohne besondere Qualifikation gibt und die hohen Positionen dafür immer mehr Geld bekommen.