Ein Blick an die Börsen lässt gar nicht vermuten, dass es den Corona-Lockdown gab. Während der Ölpreis stark gelitten hat, nehmen viele Aktienkurse bereits wieder kräftig Fahrtwind auf. Dieser ungewöhnlich starke Drang nach oben wird dabei nur bedingt durch die Zahlen gerechtfertigt. Kommt es im Jahresverlauf zu einem weiteren Börsen-Crash?

Hoffnung auf Finanzspritzen

Denn Fakt ist, dass viele Unternehmen durch die Pandemie enorm an Umsatz und Gewinn verlieren werden. Erste Prognosen lassen da keinen Spielraum für Euphorie. Doch erst mit Anfang nächsten Jahres, wenn die Jahresbilanzen von 2020 vorliegen, werden wir Genaueres wissen.

Am liebsten würden die Branchen sofort wieder mit Volldampf durchstarten. Was ihnen aber oftmals verwehrt bleibt. Entweder sind die Auflagen zur Eindämmung des Virus noch intakt oder es fehlt schlichtweg an Kapazitäten. Wenn überhaupt die Nachfrage angemessen hoch ist. Vieles deutet auf eine langsame Erholung hin. Im Idealfall sind es nur ein paar Monate, schlimmstenfalls mehrere Jahre.

Doch an den Börsen ist davon wenig zu spüren. Gerade die US-Wertpapiere entwickeln sich ungebremst. Als hätten sie niemals mit Corona Bekanntschaft gemacht. Auch der Dax konnte am Mittwoch über ein Prozent gewinnen. Was er am heutigen Handelstag wiederholte. Hier entfalten die milliardenschweren Wiederaufbaubonds und Rettungsschirme ihre Wirkung. Derzeit scheint mit ihnen enorm viel Hoffnung verbunden zu sein, alles bald bewältigt zu haben.

Es fehlen die harten Fakten

Allerdings ist der Effekt dieser Finanzspritzen nur von kurzer Dauer. Denn parallel dazu hat ein enormer Abbau von Arbeitsplätzen stattgefunden. Somit fehlt in der Realität eine Menge Geld, um den Konsum anzukurbeln. Gerade die USA stützt sich sehr stark auf ihren Einzel- und Online-Handel. Dessen Aussichten sind aber alles andere als rosig, wenn schlichtweg die Kaufkraft nicht vorhanden ist.

Aber das stört weder den Dow Jones, noch den Nasdaq. Gerade die Technologie-Aktien kümmert Covid-19 wenig. Auf eine kurze Durststrecke folgt der Anlauf zu neuen Rekorden. Allerdings fehlen die harten Fakten, um diese Tendenz nachhaltig zu stützen. Weshalb manche Börsianer noch mit einem zweiten Kursrutsch vor Jahresende rechnen.

Schon vor Corona und dem Lockdown galten viele Aktien als überbewertet. Nun driften Wunschdenken und Realität noch weiter auseinander.