Fusionsgedanken werden von Anlegern meist positiv aufgenommen. So auch zunächst bei den gestern verkündeten Plänen von Renault und Fiat. Doch auf die schnelle Euphorie folgte eine ebenso schwungvolle Ernüchterung. Die mögliche Allianz der Autobauer hat gewiss ihre Vorteile. Doch sollte man dabei ebenso die Nachteile beleuchten. Denn sie sind es, warum Investoren an der Fusion zweifeln.

Abwägen von Nutzen & Risiken

Mit dem richtigen Marketing lässt sich alles positiv darstellen. Wer sein Geld bei Aktien nicht zum Fenster rauswerfen möchte, checkt solche Fusionsgedanken aus allen Blickwinkeln ab. Fest steht, dass sich die Autowelt stark verändert. Dies wissen wir nicht erst seit dem Abgasskandal von VW & Co.

Befürworter der Autohochzeit können argumentieren:

  • Der Zusammenschluss würde Renault und Fiat-Chrysler schlagartig auf den dritten Platz befördern. Damit kämen die Hersteller auf immerhin 8,7 Millionen verkaufte Fahrzeuge. Toyota mit 10,6 Millionen sowie Volkswagen mit 10,8 Millionen, würden nur noch für mehr Absatz sorgen.
  • Eine Fusion würde sich günstig auf die Kosten auswirken. In einer ersten Schätzung gaben die Autobauer an, jährlich um die fünf Milliarden Euro einsparen zu können. Das so frei gewordene Kapital wolle man in neue Modell und zukunftsweisende Technologien investieren.
  • Ebenso rechneten beide Unternehmen vor, dass sie zusammen den operativen Gewinn pro Fahrzeug erhöhen könnten. Derzeit verdient Renault 930 Euro und Fiat-Chrysler knapp 850 Euro pro Neuwagen.

Was spricht gegen die Fusion?

Doch auch andere Aspekte müssen beachtet werden:

  • Eine Fusion braucht Zeit. Wir sprechen hier von mehreren Jahren einer Übergangsphase. Diese Integration nimmt Kapazitäten an anderer Stelle weg. Beide Unternehmen könnten in dieser Zeit Marktanteile verlieren.
  • China ist und bleibt ein rotes Tuch für beide Hersteller. Währenddessen hat sich die Konkurrenz dort gut etabliert. Auch in Zukunft werden sich Renault und Fiat-Chrysler wohl vom Reich der Mitte fernhalten.
  • Kulturelle Konflikte sind vorprogrammiert. Immerhin wollen sich hier Unternehmen aus vier Regionen der Welt zusammentun.
  • Auch politische Hindernisse dürfen nicht vergessen werden. Frankreich ist mit 15 Prozent an Renault beteiligt.

Aus den genannten Gründen war für die beiden Wertpapiere nicht mehr wie ein kurzer Höhenflug drin. Noch gibt es kein grünes Licht für die Fusion.