Die Ruhe vor dem Sturm, besser lässt es sich nicht ausdrücken. Großbritannien will im März nächsten Jahres die Europäische Union verlassen. Was soweit lange genug angekündigt war. Jedoch bleibt die britische Regierung weiterhin ziemlich stumm, wenn es um konkrete Realisierungspläne geht. Wirtschaftlich ist mit dem Brexit viel verbunden. Dutzende Branchen treiben Handel mit der Insel im Norden des Kontinents. Der Druck durch die Autoindustrie und andere Bereiche wächst.

Deutsche Exportindustrie fordert konkreten Fahrplan

Ein ungeregelter Brexit und dessen Folgen sind nicht abschätzbar. Verheerend während sie definitiv, doch das Ausmaß bliebe unbekannt. Die deutsche Exportwirtschaft drängt deshalb die reale Gefahr wahrzunehmen. Derselben Meinung sind auch europäische Autohersteller. Kommt es zum Austritt ohne Vertragswerk, müssen die Branchen mit massiven Problemen sowie Verlusten rechnen. Resultierend aus der großen Ungewissheit, wie es danach weiter gehen soll.

„Die Uhr ticke, aber es ist noch nicht zu spät“, warnte der Verband Acea die Entscheidungsträger in London und Brüssel. Acea gilt als das Sprachrohr für die europäische Autoindustrie. Um extreme logistische Herausforderungen zu vermeiden, sollen die verhandelnden Parteien ihre Anstrengungen verdoppeln.

Dr. Holger Bingmann, Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V. (BGA), meinte dazu: „Die Lage ist ernst, die Verhandlungen haben den kritischen Zeitpunkt längst überschritten und stecken in einer Sackgasse fest.“ Auf dem aktuellen EU-Gipfel sucht man nun nach Lösungen.

Was geschieht ohne Vertrag?

Vage Vermutungen sprechen von einem totalen Logistikchaos. Der europäische Binnenmarkt ist für den deutsche Händler von zentraler Bedeutung. Dennoch sollte man nicht das Verhältnis zu Großbritannien gänzlich aufs Spiel setzen.

Dreh- und Angelpunkt ist für viele der Ärmelkanal. Täglich nutzen ihn 1.100 LKWs um Autoteile termingenau zu liefern. Ein kurzer Stopp am Zoll ist undenkbar, da somit die Produktionen in Großbritannien unmögliche Wartezeiten in Kauf nehmen müssten. Abgesehen vom Zoll selbst, käme es zu geringeren Produktionskapazitäten. Somit ließe sich weniger verkaufen. Während der Umsatz einbräche, stiegen die Kosten.

Wer davon betroffen wäre, sucht jetzt schon nach einem Notfallplan. Welcher jedoch nur eine Notlösung darstellen kann. London und Brüssel müssen sich vor dem 29. März 2019 auf einen Vertrag einigen. Andernfalls greifen die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO).