Schon mehrfach haben wir in den vergangenen Wochen berichtet, wie verzerrt das Verhältnis zwischen der weltweiten Wirtschaftslage und dem Anlageverhalten an der Börse ist. Dieses Problem besteht weiterhin und scheint in erster Linie von Kleinanlegern verursacht. Während sich erfahrene Investoren zurückhalten, beweisen gerade junge Erwachsene ihre Zockerlaune. Was ein böses Erwachen geben könnte.

Viele Aktien weiter auf Höchstkurs

Derzeit werden sie sich noch mit den immer weiter steigenden Kursen rechtfertigen können. Doch vielen Aktiengesellschaften fehlt es an Substanz. Nur wenige Branchen haben nicht unter der Corona-Pandemie gelitten oder konnten sich durch sie gar besser aufstellen. Daher stellt sich die Frage, wann der Optimismus an den Börsen kippt?

Die Bank of America hat dazu eine internationale Umfrage gestartet. Etwa 80% der teilnehmenden Fondsmanager hatten die Aktienmärkte für überhitzt erklärt. Die Kurse spiegeln also ihrer Meinung nach nicht die Realität wider.

Denn die Aussichten trüben sich immer weiter ein. Das weltweite Wachstum der Konjunkturen nimmt schrittweise ab. Die erhoffte Erholung wird später als bislang gedacht kommen. Eine zweite Corona-Welle könnte diese noch stärker hinaus zögern. Daher halten die Manager mit ihrer milliardenschweren Geldverwaltung lieber die Füße still.

Kleinanleger sehen ihre Chance

Nun gibt es seit Jahren keine wirklichen Zinsen aufs Tagesgeld. Auch andere sichere Geldanlageformen erzielen eine Rendite nahe null. Nun werden die Länder mit massiven Konjunkturpaketen gestützt. Die Notenbanken wollen noch mehr Geld drucken. Folglich dürfte das Nullzinsniveau mittelfristig beibehalten werden.

Kurioser Weise erklärten nun mehrere Broker, dass sie während der letzten Monate vermehrt Neudepots eröffnen durften. Zehntausende neue Kleinanleger wollen ihr Glück auf dem Börsenparkett wagen. Für viele stellt es der allererste Versuch dar, sich mit Aktien eine zusätzliche Absicherung zu schaffen. Weil die Zahl der Neueröffnungen weit über dem Durchschnitt liegt, dürften auch viele Unwissende dabei sein. Aus der Not heraus getrieben, ohne jede Finanzbildung.

In den USA nennt man sie die „Retail Bros“. Sie streben genau gegen die Empfehlungen der Experten. Manch Internet-Star befeuert ihre zumeist schlecht durchdachten Geldanlagen noch. Es wird auf eigentlich wertlose Unternehmen gewettet, um binnen weniger Tage sein Kapital zu vervielfachen. Alles sehr spekulativ und aktuelle Berichte wie über Hertz oder Wirecard sollte Warnsignale genug sein.

Stattdessen zeichnet sich ein Börsenhype ab, wie es ihn um die Jahrtausendwende gab. Kurz darauf platzte die Dotcom-Blase!